Eine organisierte Inselrundfahrt auf Mallorca? Ist das überhaupt nötig bei der hervorragenden Infrastruktur auf der Baleareninsel? Diese Frage haben wir uns gestellt, als wir im Hotel TUI BLUE Rocador die Ausflugsbroschüren wälzen. Wir interessieren uns für einen Ausflug, bei dem man per Boot, Tram, Nostalgiebahn und Bus die Highlights Mallorcas zu sehen bekommt. Meine Reisebegleitung Dirk und ich fahren nicht gerne Bus und überlegen, ob wir nicht mit dem Mietwagen die Tour selbst organisieren können. So einfach ist das dann doch nicht. Wieso das so ist und warum es sich manchmal lohnt, auch als überzeugter Individualist einen organisierten Ausflug zu machen, erfahrt ihr hier.
Im Bus: Zuhören oder schlafen
Wir haben also gebucht und am nächsten Morgen holt uns ein großer Bus für unsere Inselrundfahrt durch Mallorca ab. Für unsere Verhältnisse viel zu früh. Die Fahrt von Cala d’Or an Mallorcas Ostküste Richtung Tramuntana-Gebirge dauert recht lange. Die Reiseleiterin erzählt viel Interessantes über Mallorca, z.B. über die straßenbauliche Meisterleistung der Serpentinen der Gebirgsstraße, die zum Torrent de Pareis hinunterführt. Wir fahren an typisch mallorquinischen Landgütern mit Mandel- und Olivenhain vorbei und durch verschlafene Städtchen. Verschlafen sind wir auch und so vergeht die Fahrt halb dösend trotzdem ziemlich schnell.

Heiligster Ort Mallorcas: Kloster Lluc
Erster Stopp ist das berühmteste Kloster Mallorcas, Kloster Lluc. Dieses ist in praktisch jeder Mallorca-Inselrundfahrt enthalten und der wichtigste Wallfahrtsort der Insel. Das Kloster besteht aus einer barocken Kirche, mehreren Innenhöfen und Gebäuden und liegt im Tramuntana-Gebirge. Eigentlich ist es kein Kloster sondern ein „Santuari“, also ein Heiligtum. Lange Schlangen bilden sich vor der Schwarzen Madonna und fromme Besucher bekreuzigen sich vor der kleinen Statue. Die Umgebung von Lluc ist wunderschön und ein super Ausgangspunkt für Wanderungen. Wie schön die abgelegenen Gebirgstäler der Serra de Tramuntana sind, haben wir an einem anderen Tag auf einer Jeep-Safari mit eigenen Augen gesehen.

Über spektakuläre Straßen zu Mallorcas schönster Bucht
Das Programm ist straff, schließlich wollen wir auf der Mallorca-Inselrundfahrt an einem Tag die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel sehen. Die Fahrt geht weiter ins Gebirge bis wir die besagten Serpentinen erreichen, die hinunter nach Sa Calobra und zur Schlucht Torrent de Pareis führen. Die Straße wurde bereits 1932 gebaut und per Hand in den Fels hineingehauen. Respekt! Unser Bus windet sich langsam die Haarnadelkurven entlang und durchfährt den berühmten Krawattenknoten. Dieselbe Strecke bin ich schon mal mit dem Auto gefahren. Aber aus dem Bus ist der Ausblick viel besser und außerdem braucht sich keiner der Passagiere auf die Straße konzentrieren. Die Schluchtenlandschaften Mallorcas sind einfach grandios und wir wissen gar nicht, ob die Straße, die Bucht von Sa Calobra oder die Felsen spannender sind.

Essen oder Torrent de Pareis?
In Sa Calobra angekommen sind wir erst mal ernüchtert. Das winzige Örtchen scheint nur aus Restaurants und Souvenirläden zu bestehen und obwohl Mitte September die Sommerferien vorbei sind, wimmelt es nur so von anderen Touristen. Wir sind froh, dass wir uns keinen Parkplatz für den Mietwagen auf unserer Mallorca-Inselrundfahrt suchen müssen. Alle Touristen scheinen ein Ziel zu haben: den Torrent de Pareis. Unsere Reiseleiterin erklärt uns, wie lange wir Zeit haben, bevor wir uns am Bootsstieg treffen, um per Schiff nach Port de Soller zu gelangen. Entweder können wir die Zeit nutzen, um individuell Mittag zu essen oder wir schauen uns die Schlucht an. In weiser Voraussicht haben wir uns mit Fressalien eindeckt, die wir im Supermarkt in Cala d’Or gekauft haben und machen uns auf den Weg zum Torrent de Pareis. Der Weg führt entlang einer oder vielleicht sogar der schönsten Bucht Mallorcas.

Torrent de Pareis: geballte Kraft und Schönheit der Natur
Durch zwei spacig beleuchtete Tunnel erreichen wir nach einem straffen Spaziergang die Schlucht, durch die sich der Gebirgsfluss Pareis seit Jahrtausenden seinen Weg bahnt und nach starken Regenfällen ins Meer mündet. Zu dieser Jahreszeit steht das Wasser nur bis zum Knie und erreicht den Meeresstrand nicht. Schuhe aus, durchs Wasser waten und die bewachsenen steilen Felsen bewundern. Wie gerne wäre ich weiter durch den Fluss in die Schlucht gelaufen, um zu sehen, was hinter der nächsten Flussbiegung liegt! Wir dürfen aber nicht unser Schiff nach Port de Soller verpassen und kehren nach Sa Calobra zurück.

Hypnotisiert von Mallorcas Westküste
Unsere Mallorca-Inselrundfahrt geht mit dem Schiff weiter. Es ist ein ziemlich großes Schiff und keine kleine romantische Bootsfahrt, so wie ich mir das vorgestellt hatte. Wir stellen uns an die Reling und staunen nicht schlecht. Azurblaues klares Wasser, hellgrün leuchtende Bäume auf zerklüfteten Bergkämmen, immer wieder kleine bewohnte Buchten, die scheinbar nur vom Meer zugänglich sind und diese unerwartet hohen Berge der spektakulären Serra da Tramuntana. Ach Mallorca! Jedes Mal, wenn ich denke, diese Insel ist total überlaufen und ausgelutscht, überrascht sie mich mit ihrer Einzigartigkeit. Ich kann kaum glauben, dass die Fahrt 40 Minuten gedauert hat. Es fühlte sich wie zehn Minuten an.

100 Jahre alte Holztram
In Port de Soller an Mallorcas Westküste angekommen, vertreiben wir uns wenige Warteminuten mit einem Eis, bevor wir in eine historische Tram einsteigen. Die Holztram ist urig und versetzt uns gefühlt hundert Jahre in die Vergangenheit. Ganz gemütlich zuckelt die Tram an der Promenade entlang, schlängelt sich durch Gassen und fährt wenige Zentimeter von Privatgärten und Innenhöfen entfernt von Port de Soller nach Soller. Und das seit 1913!

Nostalgiefahrt durch Traumlandschaften
In Soller haben wir ein paar Minuten Zeit, bevor unsere Bahnfahrt mit dem „Roten Blitz“ beginnt. Sollers Gassen sehen einladend aus und gerne hätten wir uns noch etwas in den kleinen Geschäften und Konditoreien umgeschaut. Aber der Zug nach Palma de Mallorca fährt sonst ohne uns und unsere Mallorca-Inselrundfahrt nimmt sonst ein ungewolltes Ende. Allein schon der Bahnhof von Soller ist wie aus der Zeit gefallen. Als dann der hölzerne Nostalgiezug einfährt, beginnt die Zeitreise vollends. Auf Holzbänken sitzend und mit geöffneten Fenstern fahrend zieht eine atemberaubende Landschaft vorbei: Berglandschaften und grüne Täler ohne jegliche Zivilisation, bis schließlich immer mehr Ortschaften an uns vorbeirauschen. Wir springen von links nach rechts und zurück, um den schönsten Ausblick hinter dem nächsten Tunnel zu erhaschen. Wir fahren durch 13 Tunnel, überqueren einen Viadukt, knapp 500 Höhenmeter und fast 30 km Strecke. Heute ist der Rote Blitz eine Touristenattraktion, ursprünglich war der Zug für den Transport der Orangen aus abgelegenen Tälern nach Palma de Mallorca gebaut worden. Wenn wir durch einen der langen dunklen Tunnel fahren, werden wir vom monotonen Klacken der Schienen eingelullt. Das genaue Gegenteil der hypermodernen Hochgeschwindigkeitszüge unserer Tage. Wir modernitätsgeplagten Großstädter finden es ganz rustikal-romantisch. Im Tunnel ist der Fahrtwind doch recht kalt, nehmt euch also einen Pulli oder Schal mit.

Fazit: Organisierte Inselrundfahrt, ja oder nein?
Nach knapp einer Stunde, die wirklich wie im Flug verging, und mit zerzaustem Haar kommen wir in einem Vorort von Palma de Mallorca an, wo uns unser Bus zurück zu Mallorcas Ostküste bereits erwartet und das Ende unserer Mallorca-Inselrundfahrt einläutet. Wenn wir individuell unterwegs wären, müssten wir nun schauen, wie wir zu unserem Mietwagen in Sa Calobra kommen, wo das Schiff abgelegt hat. Auf der Rückfahrt überlegen wir noch einmal, wie man diesen Ausflug exakt mit dem Mietwagen oder öffentlichen Verkehrsmitteln hätte selbst nachbauen können. Kann man nicht – zumindest nicht in dieser Kombination und Reihenfolge. Entweder müsste man den Mietwagen wieder in einer ganz anderen Ecke Mallorcas auflesen oder sich mühsam an Busfahrplänen orientieren. Bei dem straffen Zeitplan unmöglich. Wenn man Pech hat, sind auch noch alle Tickets für das nächste Schiff, die Tram oder den Zug ausverkauft. Müde und zufrieden fallen wir in unsere Sitze und lassen die Mallorca-Inselrundfahrt noch mal Revue passieren. Klar, wir hatten nirgendwo viel Zeit, uns intensiv umzuschauen. Aber nun kenne ich die Orte, die ich unbedingt genauer erkunden möchte. Für jemanden, der nur wenig Zeit auf Mallorca hat oder lieber im Hotel entspannt, anstatt jeden Tag einen anderen Ausflug zu machen, ist die organisierte Mallorca-Inselrundfahrt eine gute Wahl. Eigentlich haben wir jetzt richtig Blut geleckt, den Rest dieser niemals langweilig werdenden Insel zu erkunden.

blue blog ist sehr interessant für den urlauber. aus berufenen mund kurz und verständlich beschrieben.
Hallo Herr John,
das freut uns! Wir geben uns Mühe, dass das auch weiterhin so bleibt. 🙂
Viele Grüße
Miri
Wenn die Frage nach solch einer Tour gestellt werden, kommt oft die Aussage „Lieber einen Mietwagen und selbst erkunden“. Es ist in meinen Augen Unsinn. Erst einmal mit dem Bus genießen und anschließend kann man den Weg mit dem Auto nachfahren. Wenn man die Insel noch nicht kennt, weiß man doch gar nicht wo es besonders schön ist.
Hallo Arno,
da hast du recht!
Viele Grüße
Miri
Hallo Miri, ich bin beim stöbern über Ausflüge für unseren Mallorca Urlaub im September übet deinen Artikel gestolpert. Genau die Frage „Lohnt sich das wirklich“ habe ich mir auch gestellt. Und ich denke wir werden es auf jedenfall machen, somit lernen wir viele Orte kennen und die schönsten werden mit mehr Zeit im Gepäck nochmal in Eigenregie erkundet. Vielen Dank für den Beitrag.
Hallo Corinna,
das freut mich sehr, dass dir der Artikel geholfen hat. Ich wünsche euch einen schönen Urlaub!
Viele Grüße
Miri