Ihr kennt sie sicher auch, die bunten Flyer, die euch in Hotels, am Flughafen oder in der Touristeninformation eures Urlaubsziels quasi anschreien. Oftmals mehr schlecht als recht gestaltet, mit den immer gleichen Aktivitäten: Busrundfahrt, Bootsausflug uuund – der Klassiker – die Jeep Safari. Die Prospekte mit den martialisch anmutenden Geländewagen auf dem Titelblatt haben mich vor allem als kleiner Junge magisch angezogen. Nicht nur wegen meiner kindlichen Liebe für alles was vier Räder und einen Motor hatte, sondern weil ich mit den abseits von asphaltierten Straßen fahrenden Boliden Abenteuer assoziierte. Da ich weder 18 Jahre zählte, noch einen gültigen Führerschein mein eigen nennen konnte, blieb meine Sehnsucht nach dem Abenteuer Jeep Safari jedoch unerfüllt – bis jetzt.

Jeep Safari im Hinterland
Zeitsprung in die Gegenwart. Miri und ich befinden uns auf der liebsten Urlaubsinsel der Deutschen, Mallorca. Hier eröffnet im kommenden Frühling das Hotel TUI BLUE Rocador. Gelegen am weißen Sandstrand der wunderschönen Bucht Cala Gran im Örtchen Cala d’Or ist das Hotel Ausgangspunkt für viele Ausflüge an der Ostküste und auf ganz Mallorca. Da es schätzungsweise 5.398 Angebote für unternehmungslustige Touristen gibt, lassen wir uns gleich nach unserer Ankunft von Reiseleiterin Sarah vom TUI Destination Service beraten. Weil ich nur bedingt seetauglich bin, fällt unsere Wahl auf die „Große Inselrundfahrt“ und – wer hätte es gedacht – die Jeep Safari. Juhu, ein fast vergessener Kindheitstraum geht in Erfüllung!
Während ich mich gedanklich schon mit Allradantrieb durchs Gelände preschen sehe, erzählt uns Sarah wohin uns der Ausflug führt. Die Strecke befindet sich auf dem größten Privatgelände Mallorcas im Norden der Insel und führt quer durch das UNESCO-Welterbe Sierra de Tramuntana. Der Gebirgszug ist über 90 Kilometer lang und beheimatet den mit rund 1.500 Metern höchsten Berg der Baleareninsel, den Puig Major. Klingt gut und heizt meine Vorfreude ordentlich an.

Regeln, Regeln, Regeln…
Der kommende Tag beginnt früh und nach einem ausgiebigen Frühstück im TUI BLUE Rocador werden Miri und ich in unmittelbarer Nähe des Hotels von einem Bus abgeholt, der uns ins Tramuntana-Gebirge bringt. Uns begleiten rund zwei Dutzend weitere Abenteuerlustige auf dem Weg zur Jeep Safari. Nach einer circa einstündigen Fahrt erreichen wir einen unscheinbaren Parkplatz irgendwo im Nirgendwo. Gleich daneben, im Schatten des Tramuntana Gebirges, befindet sich ein kleines Lokal wo uns unsere Gästeführer für den heutigen Tag erwarten – Doris und Mathias. Sie teilen uns mit, dass wir noch auf einen weiteren Bus warten, bevor es endlich losgehen kann. Mir kommen ein wenig Zweifel, als uns kurz darauf mindestens noch einmal so viele Gäste Gesellschaft leisten. Gibt es genug Autos für alle? Werde ich einer der Glücklichen sein, die fahren dürfen?
Doris und Mathias geben allen ein Signal und nach einem kurzen Fußmarsch kommen wir an einer Garage mit vorgelagertem Abstellplatz für die Geländewagen an. Die erste Überraschung: Unsere große Gruppe aus Belgiern, Niederländern, Franzosen und Deutschen teilt sich in drei Untergruppen auf, denen jeweils ein Landsmann als Guide zur Seite gestellt wird. Neben Miri und mir stehen jetzt nur noch etwa 20 Personen. Meine Chance eins der Autos selber zu steuern steigt schlagartig! Doris erklärt – locker auf einer Motorhaube sitzend – einige Grundregeln zur Jeep Safari. Schwangere dürfen aufgrund der Erschütterungen nicht mitfahren, die Schumis und Vettels unter uns sollen bitte gleich am Start bleiben und wer hinten im Wagen sitzt oder steht, hat sich jederzeit mit beiden Händen festzuhalten. Und – ganz wichtig – Finger weg von dem zweiten, kleineren Schalthebel, dieser ermöglicht es dem Fahrer zwischen Allrad und Frontantrieb umzustellen.

Ein Geländewagen nur für mich
Diese Funktion ist nicht die einzige Besonderheit der überraschend kleinen Flitzer vom Typ Suzuki Jimmy. Die agilen Japaner verfügen über eine geringe Übersetzung und haben dadurch besonders in den ersten beiden Gängen viel Anzugskraft. Doris rät uns nicht über den zweiten Gang hinaus zu schalten und bergab wie bergauf im ersten Gang zu bleiben. Bergab sollen wir darüber hinaus den Fuß von der Kupplung nehmen, damit die Motorbremse ihre notwendige Arbeit leisten kann. In der Regel sei es sehr schwer die Fahrzeuge abzuwürgen, sagt sie. Es folgt die wichtigste Frage des Tages: Wer möchte denn fahren? Einige Hände – meine inklusive – schnellen in Windeseile nach oben. Doris zählt sieben. Das sind weniger als ich erwartet habe, aber ob wirklich sieben Geländewagen zur Verfügung stehen? Die Gästeführerin teilt uns in Gruppen ein und – ein Glück – Miri und ich bekommen einen Suzuki für uns ganz alleine zugeteilt. Jackpot, die Jeep Safari kann beginnen!

Jeep Safari über Stock und Stein
In einer Kolonne mit sieben Fahrzeugen – vorweg Doris und Mathias – starten wir unsere Ausfahrt. Auf einem mit Schlaglöchern gesäumten Feldweg passieren wir auf roter Erde Olivenhaine und nähern uns der ersten Anhöhe. Der kleine Allradwagen klettert auf Schotter tapfer die von dichter Vegetation zugewucherten Serpentinen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab. Miri steht im Fond des Fahrzeugs wie ein Römischer Feldherr auf seinem Streitwagen und lässt sich den Wind durch die Haare wehen während wir ordentlich durchgerüttelt werden. In der Kolonne durchfahren wir eine atemberaubende Schlucht, die links und rechts der Schotterpiste in die Höhe schießt. Die mit Bäumen und Sträuchern bewachsenen Kalk-Sandstein-Felsen geben ein bizarres Bild ab, das mit dem mir bekannten Mallorca nicht viel zu tun hat. Viel mehr fühle ich mich wie der Entdecker einer neuen Welt. Keine Menschen, keine Zivilisation, nur ich und die 4×4-Maschine. So habe ich mir eine Jeep Safari vorgestellt!

Der wilde Bewuchs schließt das Blätterdach über unserem Tross und spendet dringend benötigten Schatten. Vor uns taucht aus dem Nichts ein kleines, scheinbar nicht mehr genutztes Wirtschaftsgebäude des Anwesens auf. Wir scheren links aus und sollen unter Anweisung von Mathias einen kleinen Felsen vor uns meistern. Na ja, klein… Mit meinem Auto würde ich mir hier maximal eine große Beule in die Stoßstange fahren. Die Fahrzeuge vor mir bewältigen die Herausforderung alle mehr oder minder gut, ich jedoch würge den Wagen gleich zweimal ab. Nanu, was ist denn da los? Im dritten Anlauf klappt es dann. Wir stellen die Autos ab und Doris erzählt uns mehr über das Gelände.
Nur zum Aufwärmen
Im Gebäude hinter uns hat früher der Köhler gewohnt und gearbeitet. Er hat aus dem Holz der hier wachsenden Bäume Holzkohle hergestellt und zwar nachhaltig, lediglich armdicke Äste wurden abgeschnitten und verarbeitet. Verteilt auf dem Anwesen befinden sich darüber hinaus Überreste alter Öfen, welche zur Herstellung von Kalk genutzt wurden. Doris lässt uns des Weiteren wissen, dass wir unsere Mittagspause in einer mittlerweile stillgelegten Olivenmühle verbringen. Früher wurde dort die reiche Olivenernte des Anwesens mit Hilfe eines Esels in köstliches Öl gepresst hat. Genug Geschichte, wir fahren weiter. Bevor wir jedoch unsere Motoren starten, warnt uns die Reiseleiterin davor, dass alles bis hierhin nur zum Aufwärmen war und die richtige Herausforderung für uns und unsere kleinen Renner jetzt erst startet. Alles klar, ich bin bereit!

Jeep Safari im „Profi-Modus“
Wir fahren einen Teil der Strecke zurück und biegen auf halber Strecke links in einen Olivenhain ab. Die rote Erde ist nass und es tut sich hier und dort eine Pfütze auf. Ich lasse selbstverständlich keine aus, damit sich die nächste Autowäsche lohnt. Jetzt beginnt der Aufstieg auf mehr als 500 Höhenmeter. Schotter ist Geröll gewichen und die Steigung hat zugenommen. So stark, dass ich den Wagen erneut abwürge. Was ist da los? Das fragt sich auch Guide Mathias und wirft einen zweifelnden Blick in mein Cockpit, um festzustellen, dass ich die ganze Zeit über mit Frontantrieb fahre. Beeindruckt, dass ich es trotzdem bis hierhin geschafft habe und gleichzeitig besorgt um den Zustand des kleinen Geländewagens erklärt er mir, wie ich mit Hilfe des zweiten Schalthebels auf 4×4-Antrieb umschalte. Offensichtlich habe ich diesen unbeabsichtigt betätigt und – trotz Doris Ratschlag – deaktiviert. Siehe da, der unbezwingbare Felsen wird nun schlagartig zum Kinderspiel.
Rechts und links neben dem Geländewagen fällt der Berg jetzt steil ab. Leitplanken? Fehlanzeige! Gelegentlich stoppen alle Autos, damit Mathias uns Anweisungen geben kann, um auch die engsten Kurven und schwierigsten Passagen zu durchfahren. Wir erreichen das vorläufige Ziel unserer Reise, einen Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über den Osten Mallorcas bis zum Meer. Unter uns erspähen wir die Pfade, über die wir hier hochgefahren sind. Unfassbar, wozu die allradgetriebenen Autos im Stande sind.
Essen und Abstieg
Der Abstieg beginnt mit dem versprochenen Stopp an der alten Olivenmühle und dem wohlverdienten Mittagessen. Bei einem authentischen, mallorquinischen Gulasch mit selbstgebackenem Bauernbrot lassen wir die Eindrücke auf uns wirken und genießen den Aussicht ins Tal. Wer will kann sich sogar in einem großzügigen Pool abkühlen. Hätte ich das nur gewusst, dann hätte ich für die Jeep Safari eine Badehose eingepackt! Stattdessen schauen wir uns das Innere der Olivenmühle an. Hier sieht es immer noch aus, als könnte die Verarbeitung gleich beginnen. Lediglich die Abwesenheit der zum Antrieb benötigten Lasttiere trennt uns von einer Flasche frisch gepresstem Olivenöl.
Statt uns der Herstellung von Olivenöl zu widmen, trommeln unsere Guides die Gruppe zusammen und wir setzen gemeinsam den Abstieg fort. Nach etwa 20 Minuten ohne erwähnenswerte Hindernisse sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Reise angekommen. Von kleineren Unterbrechungen und der Mittagspause abgesehen, saß ich während der Jeep Safari etwa drei Stunden am Steuer und bin mittlerweile ziemlich erschöpft. Die Gruppe verabschiedet sich unter Beifall von den Reiseleitern und den Geländewagen.

Mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht und viel Benzin im Blut steige ich in den Bus ein, der uns zurück in unser Hotel an die Ostküste Mallorcas bringt. Neben meiner Abfahrt im Mountaincart und meinem Tandemflug mit dem Gleitschirm war die Jeep Safari das wohl tollste Abenteuer mit TUI BLUE. Manchmal erfüllen sich Kindheitsträume eben doch, wenn auch erst viele Jahre später.