Markt in Muğla: Authentisch schachern, Neues probieren

Wo ist die echte Türkei, wo sie einem auf dem Markt nicht „Hallo bittschön“ hinterherrufen, sondern „I love you?“ Ich habe sie gefunden. Auf dem Markt in Muğla. Wo zum Teufel ist Muğla und wieso sollte ich dort auf den Markt, fragt ihr euch jetzt. Wenn ihr Urlaub an der Türkischen Ägäis macht, müsst ihr am Donnerstag auf den Markt in die Stadt Muğla. Ich habe dort einen tollen Tag verbracht, ganz allein und abseits der ausgetretenen Touristenpfade.

Wo bin ich und wo will ich hin?

Organisierte Touren wie z.B. eine Inselrundfahrt auf Mallorca mache ich eher selten und zum Markt nach Muğla zu fahren, das wird man ja wohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln selber hinbekommen? Fast wäre ich auf dem Weg nach Muğla in Marmaris verloren gegangen. Von meinem Hotel TUI BLUE Grand Azur aus habe ich den Dolmuş, ein Sammeltaxi, nach Marmaris-Zentrum genommen und war nach Ankunft erst mal orientierungslos. Das passiert mir öfters ohne Google Maps. Dann gucke ich verzweifelt, spreche jemanden an und hoffe, dass sich jemand meiner erbarmt. Eine Frau, die nur türkisch konnte, nahm mich an die Hand und setze mich in den richtigen Bus zum Busbahnhof. Total süß. Busbahnhof heißt auf Türkisch übrigens „otogar“, was eine Verballhornung des französischen „autogare“ ist.

bus nach muğla
Von wegen alte Klapperkiste, mit diesem Bus geht’s zum Markt

Mit dem Mercedes nach Muğla

Am Busbahnhof ist der richtige Dolmuş nicht zu verfehlen. Auf einem großen Schild steht „Muğla“. Das ğ mit dem Häkchen ist ein stummer Dehnlaut. Folglich wird der Ort „Muhla“ ausgesprochen. Ich steige ein und bin überrascht. Ein schicker Mercedes-Kleinbus mit Ledersitzen und Klimaanlage. Ich habe mir ein altes klappriges Gefährt vorgestellt und schäme mich für meine Gedanken. Die Kleinbusse fahren tagsüber alle 60 Minuten von Marmaris nach Muğla und brauchen ca. 1 Stunde. Kostenpunkt 12 Lira pro Fahrt, also ca. 2,50 Euro. Tipp: Auf der Hinfahrt auf der linken Seite sitzen, auf der Rückfahrt rechts. Unterwegs hat man einen tollen Blick auf die Bucht. Es geht nun bergauf ins Hinterland.

ausblick hinterland muğla
Ausblick vom Bus auf das Hinterland

Markt in Muğla: Schön bunt

In Muğla angekommen folge ich einfach den anderen Menschen. Und tatsächlich erreiche ich nach einem kurzen Spaziergang den Markt von Muğla. Ein großer Teil ist überdacht. Drum herum stehen alle Arten von Ständen und nach und nach erkenne ich ein System: Essbares ist überdacht, alles andere steht drumherum. Ganz unbehelligt schaue ich mir alles an, staune über Obst- und Gemüsesorten, die ich noch nie gesehen habe. Dass die Bezeichnung auf Türkisch draufsteht, hilft mir leider nicht weiter. Es ist so schön bunt hier. Als erstes schaue ich mir den Gemüsemarkt an. Alles sieht frisch und natürlich aus, wie aus dem eigenen Garten. Bäuerinnen mit Kopftuch und langem Rock sitzen neben ihrer Ware, lassen mich probieren, fotografieren und erklären mir etwas – was ich nicht verstehe. Wir lächeln uns nett an und ich verabschiede mich mit meinen zwei, drei Wörtern Türkisch. Über allem wacht ein Porträt des Staatsgründers Atatürk.

stand markt muğla
Stand mit Obst, Gemüse und einem tiefenentspannten Händler

Verbotener Ziegenkäse

Ich entdecke nur wenige Touristen, die meisten Marktbesucher sind Einheimische. Selbstgemachter Pinienhonig, Olivenöl und Essig in Colaflaschen, meterweise getrocknete Chilis und Auberginen, monströse Granatäpfel, säckeweise Rosinen und Nüsse… Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. In der Käseabteilung fallen mir riesige zylinderförmige Käselaibe auf, die in Ziegenleder eingewickelt sind. Der Käse ist kalkweiß und deshalb vermutlich Ziegenkäse. Ich möchte den ungewöhnlichen Anblick fotografieren, aber die Männer möchten das nicht. Probieren darf ich hingegen gerne. Ich kann nur spekulieren, dass Käse in Ziegenhaut vermutlich aus hygienischen Gründen verboten ist. Ups, ich habe nichts gesehen! 😉 Wenn ihr auf kuriose Märkte steht, dann ist vielleicht der in Kroatien auch etwas für euch.

getrocknetes gemuese markt muğla
Überall hängt getrocknetes Gemüse von der Decke

Fischers Fritz fischt frische Fische

Eigentlich mache ich um Fischmärkte wegen des fischigen Geruchs immer einen großen Bogen. Aber der auf dem Markt in Muğla riecht nicht. Der Fisch ist also frisch. Die Fischchen sind kunstvoll drapiert, schillern wie ein metallenes Kunstwerk und liegen gut gekühlt auf Eis. Männer diskutieren und feilschen, die Frauen vom Dorf tauschen vermutlich den neuesten Tratsch aus. Sozusagen ein analoges Facebook auf dem Markt in Muğla. Trotz des Hin und Hers der Menschen und Waren ist es eine entspannte Atmosphäre. Ich werde freundlich gegrüßt und zum Fotografieren aufgefordert. Tipps fürs richtige Feilschen gibt es hier.

fisch markt muğla
Der Fisch ist so frisch, dass er kein bisschen riecht

Fotos für eine analoge Welt

Es ist angenehm warm an diesem Oktobertag in Muğla. Die Sonne scheint auf eine Gruppe Frauen und einen Mann, die abseits des überdachten Teils des Markts in Muğla ihre Waren feilbietet. Ein Korb voller Früchte, die wie Oliven aussehen, macht mich neugierig. Ich probiere eins der unbekannten Gewächse. Es ist mehlig und schmeckt ungewöhnlich. Auf meine Frage hin lässt sich das Grüppchen fotografieren. Eine der Frauen schreibt mir ihre Adresse auf, ich soll ihr die Fotos zuschicken. Es gibt weder eine Postleitzahl noch eine Hausnummer. Ob das jemals ankommt? Ich werde es probieren. Zum Abschied bekomme ich noch ein paar Nüsse in die Hand gedrückt. Die Menschen auf dem Markt von Muğla sind herzallerliebst.

haendlerinnen markt muğla
Diese liebenswerten Händlerinnen hätten ihr Foto gerne per Post, ganz analog

Im Kaufrausch auf dem Markt in Muğla

Vor mir liegt der Textilmarkt und es gibt sie auch hier auf dem Markt in Muğla: Gefälschte Louis-Vuitton-Handtaschen und nicht so ganz echte Adidas-Shirts. Die stellen das also nicht nur für die Touristen her! An einem Stand mit Handtaschen für 5 Lira (1 Euro) gibt es fast einen Tumult und die Frauen wühlen, was das Zeug hält. Frauen sind halt überall auf der Welt gleich! Ein Verkäufer ruft mir „Foto, Foto, I love you“ zu. Ein anderer Verkäufer bietet mir an seinem Stand einen Sitzplatz an. Er verkauft Jogginghosen und riesige Männerschlüpfer. Wir unterhalten uns mit Händen und Füßen. Zur Verabschiedung höre ich nochmal „I love you“. Vermutlich das einzige, was er auf Englisch konnte. Aber trotzdem fühle ich mich langsam wie ein Promi.

haendler markt muğla
Stolz auf sein Warenangebot, ein Händler auf dem Markt von Muğla

Unüberlegte Bergtour über Muğla

Am Ausgang des Marktes, vorbei an Kopftüchern und Reizwäsche, erblicke ich hinter der Stadt einen Berg. Was für eine tolle Aussicht auf den Markt und Muğla muss es von da oben geben! Ich habe keine Ahnung, wie weit er weg ist und wie man da hinkommt. Egal. Der Berg ruft. An einem Platz, der von knuffigen traditionellen Häusern umgeben ist, duftet es nach frischem Fladenbrot aus einer Bäckerei. In einem Teehaus spielen ältere Männer auf einer von wildem Wein eingerahmten Terrasse Rommé. Sie laden mich auf einen Tee ein. Es ist wie aus einem Bilderbuch. Aber ich muss zum Berg. Ich folge meinem Gefühl durch weiße Gassen hinauf begleitet vom Duft gegrillter Paprika und herzhaftem Mittagessen, der aus den Häusern dringt. Tatsächlich erreiche ich einen Pfad durch einen Park, der zum Berg hinaufführt. Nach einer Weile ist nur noch nackter Fels. Das ist kein Wanderweg. Ich klettere auf allen Vieren mit Kleidchen und Sneakern bekleidet so weit ich kann. Bitte nicht nachmachen!  Nachdem ich einmal fast ausgerutscht bin, ist Ende der Kletterei. Auch wenn ich es nicht ganz nach oben geschafft habe, ist der Ausblick über Muğla grandios. Und so schön still.

ausblick markt muğla
Toller Ausblick, nach gefährlichem Anstieg

Life of Pide

Lebend erreiche ich wieder den Fuß des Berges und bald bin ich zurück auf dem wuseligen Markt von Muğla. Der Magen knurrt. Ein kleines Lokal namens „Doyuran Pide“ am Rande des Marktes lacht mich an. Drinnen knetet ein Mann Teig und formt Schiffchen daraus, belegt sie und die Pide verschwinden dann im glühenden Holzofen. Showcooking vom Feinsten. Ich bestelle mir einen Käsepide und einen Ayran, ein traditionelles Joghurtgetränk. Genüsslich verspeise ich das heiße, frische Gebäck und beobachte durch die Fensterfront das Treiben auf dem Markt von Muğla. Eine Frau trägt eine Art Tracht und sieht fast aus wie aus einem Frida-Kahlo-Gemälde. Die Nachmittagssonne taucht den Markt in ein warmes verträumtes Licht. Ich bezahle und ziehe weiter. Mein Essen hat übrigens nur 2 Euro gekostet. Unglaublich. Verhungern wird hier keiner. Am Rande des Marktes reiht sich ein Imbiss an den nächsten. In den meisten gibt es – welch Überraschung – Döner.

pide auf teller
Pide geht immer

Die liebenswürdigen Menschen von Muğla

Ich laufe ein letztes Mal über den Markt von Muğla, vorbei an grellbunten Haarspangen, Werkzeug, Plastikwannen, liebevoll gehäkelter Babykleidung und einem Hund, der einen Schrank voller Würste anhimmelt. Ich kaufe noch eine Tüte Nüsse für den Rückweg. Auf den Dolmuş nach Marmaris muss ich nicht lange warten. Auf der Rückfahrt lasse ich den Tag auf dem Markt in Muğla Revue passieren. Die offenherzige und gastfreundliche Art der Menschen hat mich sehr beeindruckt. Völlig ohne Tourinepp. Teşekkürler Muğla!

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Ein Marktstand wie aus dem Bilderbuch

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Der Markt in Muğla findet donnerstags vor allem am Vormittag statt. Die Hotels in Marmaris bieten organisierte Touren an, wobei der Ausflug einfach und günstig auf eigene Faust unternommen werden kann. Vom Busbahnhof in Marmaris fahren regelmäßig Kleinbusse nach Muğla. Die Fahrt dauert 60 bis 75 Minuten und kostet ca. 3 Euro. Wenn ihr ein tolles Hotel in Marmaris sucht, schaut mal beim TUI BLUE Grand Azur.

2 comments

  1. Hallo Miri, wir waren heute auch in Muğla und was soll ich sagen? Die Damen sitzen immer noch an der gleichen Stelle, nur mit Maske. Ich habe auch ein Foto von ihnen gemacht und würde es dir gerne schicken??
    Wie du schon beschrieben hast, der Markt ist eine Reise wert ??
    Ganz liebe Grüße
    Lizzy

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