Ich bin Grobmotoriker und habe Höhenangst. Und ich soll an einem Paragliding-Schnupperkurs teilnehmen. Ist das so eine schlaue Idee? Die Mitarbeiter im Hotel TUI BLUE Schladming haben mir diese Aktivität schmackhaft gemacht, weil diese ein Muss bei einem Urlaub in der Region Schladming-Dachstein sei. Nun ja, es heißt ja, man soll ab und zu raus aus seiner Komfortzone und etwas Neues ausprobieren. Mit etwas mulmigem Gefühl, was mich denn genau erwartet, fahre ich mit weiteren Kursteilnehmern vom Hotel zur Flugschule Aufwind nach Ramsau am Dachstein, das am Fuße des wirklich atemberaubend schönen Gebirgszuges Dachstein-Tauern liegt. Wir springen natürlich nicht vom Hochgebirge mit dem Gleitschirm runter, sondern üben an einem Anfängerhügel, zum Glück. Jetzt kommt erst einmal die Vorbereitung: Jeder Teilnehmer wird mit einem Rucksack ausgestattet, in dem sich der Gleitschirm und Helm befinden. Den Rucksack behält man während des Paraglidings an (den Helm natürlich auch), weil daran der Schirm eingehängt wird und der Rucksack so gepolstert ist, dass bei einem Sturz der Hintern und der Rücken geschützt sind. Außerdem ist der Paraglidingrucksack so geformt, dass man sich während des Gleitflugs reinsetzen kann. Aber davon sind wir noch weit entfernt.
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitung ist die halbe Paragliding-Miete
Sandra, unsere Kursleiterin, ist selbst erfahrene Paragliderin und man merkt ihr an, dass sie Ahnung hat von dem, was sie erzählt. Das beruhigt mich. „Ihr werdet nicht gleich wegfliegen, sondern maximal ein paar Meter vom Boden abheben.“ Das finde ich gut. Wir ziehen die Rucksäcke an und Sandra prüft nach, ob wir die Gurte alle richtig eingestellt haben. Der Rucksack sieht aus wie ein Schneckenhaus und schneckenähnlich schleichend bewegen wir uns damit den frisch gemähten Hang hinauf. Der Rucksack ist schwer und die Sonne brennt vom Himmel. Wir breiten unsere Gleitschirme auf dem Boden aus. Daran hängen viele bunte Schnüre, die uns anfangs verwirren bzw. die Schnüre sind auch verwirrt und wir entwirren sie nach einem Prinzip, das uns Sandra erklärt. Jeder Farbe ist eine Funktion zugeordnet. Zum Bremsen, zum Steuern, zum Aufspannen des Gleitschirms und so weiter. Wenn die Schnüre verheddert sind, spannt sich der Schirm nicht auf und das Abenteuer kann nicht beginnen. Jeder Flugschüler legt also die Schnüre nach dem vorherbestimmten Prinzip übereinander zwischen Schirm und sich selbst ab. Sandra prüft nochmal bei jedem nach und steckt uns ein Funkgerät an. Darüber gibt sie uns Anweisungen, wenn wir schon „auf dem Sprung“ sind. Nun heißt es genau zuhören: Sandra erklärt, wie wir die Karabinerhaken mit den Schnüren einzuhängen haben, legt uns das eine Ende der Schnüre über den Arm und die Bremsleine in die Hand. Sie kontrolliert noch einmal gewissenhaft, ob auch alles stimmt.
Grobmotoriker versus Gleitschirm
„Am Anfang wird euch das verwirren, dass ihr mehrere Bewegungen gleichzeitig ausführen müsst, damit der Schirm sich öffnet und ihr abhebt“, erklärt Sandra. Und genau das ist mein Problem. Ich kann nicht einmal schwimmen, weil ich Arme und Beine nicht gleichzeitig koordinieren kann. O-Ton meiner Schwimmlehrerin: Wenn du schwimmst, sieht es aus, als ob ein Hund ertrinkt. Ich fange schon an, an mir zu zweifeln, obwohl uns Profi-Paragliderin Sandra gut zuredet, dass es eine Weile braucht, bis wir ein Gefühl dafür entwickelt haben. Sandra zeigt mir, in welchem Winkel ich die Arme halten soll, bevor ich loslaufe, dass ich auf ihren Befehl hin die Arme ausbreite und die Leinen, bis auf die Bremsleine, loslassen soll, wenn der Gleitschirm sich aufgespannt hat. Und dann immer schön weiterlaufen. Mit einem Stoffstreifen an einem Stab prüft Sandra, ob der Wind günstig steht. „Am besten ist Wind von vorne oder kein Wind. Seitenwind und Rückenwind verwehen euren Schirm.“
Erste Versuche

Auf Sandras Zeichen laufe ich los, den Abhang runter, Arme angewinkelt nach oben gestreckt und merke, wie sich schräg hinter mir der Gleitschirm aufbaut und direkt wieder in sich zusammenfällt. Sandra tröstet mich, „am Anfang ist das bei allen so“. Tatsächlich haben auch die anderen so ihre Anfangsschwierigkeiten mit dem Paragliding und es wird noch einige Anläufe dauern, bis wir abheben. Also den Gleitschirm wieder zusammenräumen, den Hang hochschleichen und den Schirm wieder nach dem altbewährten Prinzip ausbreiten. Wir machen Fortschritte (na ja, die anderen mehr als ich) und mit jedem Durchgang spannt sich der Schirm besser auf und wir johlen, als sich der Erste kurz vom Boden abhebt. So habe ich mir Paragliding vorgestellt. Ich bin jetzt angefixt und motiviert, auch abzuheben, obwohl ich immer noch nicht im Gefühl habe, wann ich die Arme wie halten soll. Wenn ich es dann doch schaffe, dass der Gleitschirm sich aufspannt, dann zieht er mich mit einer Kraft nach hinten, gegen die ich machtlos bin. Sandra ruft „lauf!“, aber es fühlt sich an wie im Traum, wenn die Beine aus Pudding sind und man von der Stelle nicht wegkommt. Und dann fällt der Gleitschirm auch schon wieder zusammen und das Spiel beginnt von vorne. Einmal drifte ich so ab, dass der Schirm im Misthaufen des benachbarten Bauern landet. Der ist dank der Hitze schon getrocknet, aber schön war’s nicht.
Einer der Teilnehmer, Martin, hat das letzte Mal vor zehn Jahren Paragliding gemacht. Er arbeitet im Hotel TUI BLUE Schladming und hat mir dort von der Fliegerei vorgeschwärmt. Er will nun wieder mit dem Gleitschirmfliegen beginnen und bei ihm sehen wir auch die schnellsten Fortschritte. Ein paar Mal hebt er ab und segelt viele Meter weit. Ich bewundere ihn und bekomme gleichzeitig Beklemmung. So weit und hoch will ich dann doch nicht fliegen. Ich bin hin und hergerissen.

Ich heb‘ ab, nichts hält mich am Boden…
Nach vielen (manchmal vergeblichen) Paraglidingversuchen starten wir jetzt von einem steileren Hang. Der Wind hat aufgefrischt, ideale Bedingungen fürs Gleitschirmfliegen. Wir sind alle schon ziemlich fertig von der Hitze und dem Hochlaufen auf den Hang. Ich schaue den anderen dabei zu, wie sie vom Boden abheben, kurz über dem Boden gleiten und nach wenigen Metern auf Sandras Anweisung hin die Bremsleine ziehen. Ich bin neidisch und inzwischen auch etwas demotiviert. Wobei ich sagen muss, dass unsere Kursleiterin Sandra uns antreibt und lobt und es dadurch geschafft hat, mich durchhalten zu lassen. Nun bin ich dran. Sandra prüft noch mal die Windverhältnisse. „Top“ ist ihr Urteil. Ich laufe los, hebe die Arme, spüre wie der Gleitschirm sich aufbäumt und – schwupp – reißt er mich meterweit nach oben! Ich stoße einen spitzen Schrei aus. Das ging schnell. Und hoch! Nach ein paar Sekunden komme ich runter, hebe noch einmal ab und gleite ein paar Meter. Als ich lande, ziehe ich die Bremsleine und der Gleitschirm fällt zusammen. Wow! Die Truppe am Hang johlt und applaudiert. Martin klopft mir anerkennend auf die Schulter. Mein Flug ist auf Video gebannt und ich lache, als ich meinen „Todesschrei“ höre (unbedingt den Ton anschalten!) und meine strampelnden Beine sehe.
Cool, ich bin echt stolz und froh, dass ich beim Paragliding-Schnupperkurs mitgemacht habe. Es muss schon ein Wahnsinnsgefühl sein, mit dem Schirm durch die steirische Alpenkulisse zu gleiten und die Welt von oben zu sehen. Und gleichzeitig irgendwie gruselig ob der Höhe und dem Ausgeliefertsein. Mein Kollege Dirk macht gleich im Anschluss einen Tandemflug vom Berg Planai aus (1.906 m hoch!!!) und ein Teil von mir will auch, ein anderer hat Todesangst. Wir legen sorgsam die Gleitschirme zusammen und verstauen sie in unserem Schneckenhausrucksack. Sandra von der Flugschule Aufwind hat ihren Job toll gemacht und ich kann den Paragliding-Schnupperkurs auch Angsthasen und Bewegungslegasthenikern empfehlen. Wenn ihr Blut geleckt habt, könnt ihr nach sehr viel Training irgendwann auch eine Paragliding-Lizenz erwerben und selbständig die Welt aus der Vogelperspektive entdecken.
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Der Paragliding-Schnupperkurs und noch viel mehr rund ums Fliegen wird von der Flugschule Aufwind in Ramsau am Dachstein/Österreich angeboten. Die Teilnahme ist mit der Schladming-Dachstein Sommercard samstags und sonntags (wenn die Wetterlage es erlaubt) kostenlos. Die Basis für unsere Abenteuer war das Hotel TUI BLUE Schladming, wo die Mitarbeiter sich richtig gut mit den Abenteuersportarten der Umgebung auskennen. Die Schladming-Dachstein Sommercard gibt’s dort ab einer Übernachtung kostenlos dazu. Mit der Karte bekommt ihr viele Ermäßigungen oder Gratisangebote für Attraktionen in der Region.