In Kroatiens Hinterland war ich als Einheimischer selbstverständlich schon oft, aber noch nie in einem traditionellen Weinkeller. Während sich die meisten Gäste im TUI BLUE Jadran im Schatten entspannen und im Meer abkühlen, mache ich mich auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung: zu den Bergen!
Inhaltsverzeichnis
Kroatiens Hinterland neu entdecken
Am frühen Nachmittag beginnt die Reise in einem Kleinbus, der uns direkt vor dem Hotel abholt. Begleitet werde ich von etwa einem halben Dutzend interessierter Ausflügler. Die engagierte Gästeführerin erzählt von der Geschichte der Dörfer, durch die wir fahren. Die Touristen hören ihr aufmerksam zu. Obwohl sie durchaus unterhaltsam ist, bin ich von der Hitze ein wenig mitgenommen und verliere mich in meinen Gedanken. Ich kenne diesen Weg, ich wohne hier in der Nähe – wird diese Reise für mich überhaupt interessant? Wäre es nicht schöner am Strand zu faulenzen, anstatt 25 Kilometer in Kroatiens Hinterland zu fahren? Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Portal in eine andere Welt
Wir holen noch einige Gäste aus Baška Voda und Brela ab und fahren weiter. Gemächlich klettert der Bus Richtung kroatisches Hinterland. Ich wache auf: Was für ein Ausblick. Vor mir das mächtige Biokovo-Massiv, hinter mir das azurblaue Meer mit den zahlreichen, vorgelagerten Inseln. „Und das hier ist der Tunnel des Hl. Ilias…“, berichtet die Gästeführerin, als wir in das „Portal“ zu Kroatiens Hinterland einfahren. Nur vier Kilometern trennen hier zwei Welten mit total unterschiedlichen Mentalitäten voneinander. Während die Reiseleiterin mehr über die teilweise amüsanten Unterschiede der Menschen hinter und vor dem Biokovo erzählt, schaue ich durch das Fenster. Kiefer, Buchen und Tannen begleiten uns auf unserem Weg durch pittoreske Dörfchen. Ich frage mich: Wie schwer war der Alltag der Menschen, die hier früher gelebt haben? Überall ist unzugängliches Terrain, neben den vielen Steinen sieht man selten eine bebaubare Fläche, Wasser ist auch nicht leicht zu erreichen.
Bald ändert sich die Aussicht vor meinen Augen. Ein gewaltiges Tal mit landwirtschaftlichen Flächen und eine Stadt, die weit entfernt von uns neben zwei riesigen Löchern liegt, taucht auf – Imotski. Wir erreichen den Vrljika Fluss, überqueren eine kurze Steinbrücke und schon sind wir in der Kleinstadt.
Der Blaue See
Der Bus bewältigt weitere Höhenmeter. Kurz darauf erreichen wir einen riesigen „Krater“ in dessen Mitte türkisblaues Wasser die Sonne reflektiert. Der Blaue See sieht sehr ruhig aus. Einheimische schwimmen und Sonnen sich am Ufer, sogar ein kleines Boot zieht seine Kreise auf dem Gewässer. Unsere Gruppe macht Fotos und genießt den Ausblick auf das Naturphänomen in Kroatiens Hinterland. Wer mehr Zeit mitbringt, kann am Blauen See die Topana Festung aus dem 10. Jahrhundert besuchen und auf einem Weg hinunter bis zum Ufer wandern, welcher einst anlässlich eines Besuchs von Kaiser Franz Joseph angelegt wurde. Umringt von riesigen Kalksteinwänden findet sich hier auch das Fußballstadion Gospin Dolac, Heimat des Vereins NK Imotski. Wir verlassen den Blauen See und steuern unser nächstes Ziel an, einen traditionellen Weinkeller.

Weinkeller in Kroatiens Hinterland
Zwischen schier endlosen Weinreben fährt der kleine Bus Richtung Tal. Vorbei an einer Kirche, passieren wir eine kleine Einfahrt und finden uns auf einem großzügig angelegten Innenhof wieder. Neben vielen Fässern aus Holz erwartet uns dort unser herzlicher Gastgeber für den kommenden Programmpunkt, Winzer Glavota. „Hier ist es ein bisschen heiß, gehen wir nach unten, dort ist es kühler“; begrüßt uns der sympatische Herr in hervorragendem Deutsch und wir treten ein in sein imposantes Zuhause. Alte Treppen dekoriert mit Reliquien und Werkzeugen aus vergessenen Zeiten leiten uns den Weg in Glavotas Weinkeller.

Zum „Warmwerden“ serviert der nette, ältere Mann zuerst herben Grappa für die Herren, bekömmlichen Kirschlikör für die Damen und zuckersüße Feigen für alle Anwesenden. Alles was wir hier in Kroatiens Hinterland serviert bekommen ist selbst angebaut, gezüchtet oder gebraut und anschließend in Eigenregie verarbeitet worden. Anschließend landen Olivenöl und Brot auf dem Tisch, dazu wird der erste edle Tropfen des Tages gereicht – ein Chardonnay. Herr Glavota zeigt uns wie wir den Weißwein aus Kroatiens Hinterland standesgemäß verköstigen. Mehr über die richtige Vorgehensweise bei einer Weinprobe könnt ihr übrigens in einem Artikel von Dirk hier im Blog nachlesen. Zwischen zwei Weinen wird der Geschmack mit einem Stück Brot samt Olivenöl neutralisiert.
Volkslieder, Rebellen und eine deftige Mahlzeit
Es folgt der so gennannte Kujundžuša, der ganze Stolz von Imotski und Kroatiens Hinterland. „Ist ein bisschen leichter als der Chardonnay, nicht wahr?“, fragt Weinbauer Glatova und erzählt von Geschichte und Entstehung des Kujundžuša. Mir schmeckt der Wein hervorragend. Die tolle Atmosphäre in dem angenehm kühlen und traditionellen Weinkeller sowie der hervorragende Gastgeber tun ihr Übriges dazu.

Es folgen dalmatinischer Pršut (ein Parmaschinken), Käse und gekochte Eier, dazu ein weiterer Rotwein – Vranac. Während wir mit vollen Mündern die Köstlichkeiten aus Kroatiens Hinterland genießen, betritt ein junger Mann mit einer Ziehharmonika den Weinkeller und singt mit sonorer Stimme kroatische Volkslieder. Als Einheimischer sind solche touristischen Einlagen für mich eigentlich eher ein Graus, aber dieses Mal empfinde ich es als sehr stimmungsvoll und passend. Kurz darauf die nächste Überraschung: Herr Glabota ist in der Tracht eines Hajduk in den Weinkeller zurückgekehrt. Die Rebellen haben einst gegen die Osmanen gekämpft und erfreuen sich noch heute größter Beliebtheit in Dalmatien. Glabota erzählt von der Geschichte der Hajduks und deren Verbindung zum kroatischen Fußballverein Hajduk Split.

Der Rote See
Die Zeit fliegt nur so an uns vorbei und es wird Zeit sich aus dem kühlen Weinkeller in Kroatiens wärmende Sonne zu begeben. Natürlich nicht ohne die Gelegenheit sich vorher bei dem Winzer mit seinen hausgemachten Waren einzudecken. Herr Glavota und seine Familie winken uns zum Abschied. Nach nur fünf Minuten Fahrt verlassen wir den klimatisierten Bus erneut. Zu unseren Füßen befindet sich nun eine der größten wassergefüllten Sinkhöhlen der Welt. Der rund zwei Millionen Jahre alte Rote See mit seinen atemberaubenden, steil hinabstürzenden, roten Felswänden ist ein weiteres beeindruckendes Naturphänomen in Kroatiens Hinterland. Abermals machen meine Mitreisenden und ich zahlreiche Erinnerungsfotos, bevor wir den Heimweg ins TUI BLUE Jadran antreten.

Rückreise an die Küste
Die Reiseleiterin erzählt auf der Rückfahrt amüsante Anekdoten über die Einwohner Imotskis und Umgebung. Wir lachen und nähern uns Schritt für Schritt der kroatischen Küste. Im Kleinbus herrscht eine ausgelassene Stimmung.
Unser ereignisreicher Tag endet in den frühen Abendstunden wieder in Tučepi. Für mich heißt das Feierabend! Zeit mich mit meinen Freunden zu treffen und bei ein oder zwei Gläsern des von mir mitgebrachten Kojundžuša von meinen Abenteuern im kroatischen Hinterland zu berichten. Mal sehen, ob er genauso gut schmecken wird, wie im Keller von Herrn Glavota…
Super geschrieben!
Vielen Dank, Daniel!