Abseits der Küste wartet das echte Kroatien. Wie, an der Küste ist Kroatien nicht echt? Doch schon, aber die dalmatinische Adriaküste wirkt mit ihrer venezianischen Architektur eher wie Italien. Wer hingegen das Balkanfeeling sucht, wird im Hinterland auf dem Bauernmarkt in Zadvarje fündig. 10 km von der Adriaküste zwischen Omiš und Makarska entfernt liegt auf einem karstigen Plateau der Ort Zadvarje. Dienstags findet in dem Örtchen ein Markt statt, der definitiv kein Touristenmarkt mit „Hello my friend, good price, cheap cheap“-Ausrufen seitens übereifriger Händler ist. Die Menschen von der Makarska Riviera und aus dem Hinterland treffen sich, verhandeln wild gestikulierend und tauschen den neuesten Tratsch aus. Hier gibt es keine gefälschten Markenpullover, sondern Waren des täglichen Bedarfs für den durchschnittlichen Einheimischen. Klingt nicht spannend? Oh doch, mein Social-Media-Kollege Dirk und ich fanden den Markt in Zadvarje liebenswert-schrullig und haben einige Male gestaunt.

Zadvarje – selbstgemacht, hausgemacht, eingemacht
An der Hauptstraße entlang und auf kleinen Flächen daneben haben die Händler von Zadvarje ihre Stände aufgebaut. Oder irgendwas, das einen Stand darstellen soll: Eine Frau hatte ihr Auto über und über mit Mandarinen bedeckt. Ist praktisch und sieht toll aus!
Das Obst und Gemüse stammt aus der Region und so gab es bei unserem Besuch im September frische Wassermelonen, Zitrusfrüchte, Zwetschgen, Trauben, Spitzpaprika und vieles mehr. Meistens in so rauen Mengen, dass man sich fragt, wie groß die kroatische Durchschnittsfamilie eigentlich ist. Einiges davon wird auch für den Winter haltbar gemacht und ist in Form von Marmeladen, eingelegtem Gemüse, Ajvar (Pflichtbeilage zu Ćevapčići), Honig und getrockneten Kräutern auf dem Bauernmarkt von Zadvarje zu finden. Ein Mann verkaufte gar selbstgemachte Kräutertinkturen, die beispielsweise gegen Haarausfall, Bronchitis oder Potenzschwäche helfen.
Noch faszinierender als das Bio-Viagra fanden wir ein Gerät, das nach Marke Eigenbau aussah und nichts anderes tat, als Weißkohl kleinzuschreddern. Kohlkopf oben rein und zerhäckseltes Kraut unten raus. Das Kraut kann man sich dann selbst für den Winter einlegen oder als fertiges Sauerkraut eimerweise kaufen. „Möchtest du einen Eimer mitnehmen? Sauerkraut ist gesund.“ sagte der Händler zu mir, als ich fasziniert diesen Anblick fotografierte. Ich stellte mir kurz vor, wie ich am Flughafen Split den Eimer bei der Sicherheitskontrolle… „ähm nein danke, nächstes Mal gerne.“
Im „Non-Food-Bereich“ stach ein Stand mit Second-Hand-Klamotten heraus, die ihren modischen Zenit schon überschritten haben, aber eventuell in Berlin irgendwann retro sind und Hipstern teuer weiterverkauft werden könnten. Einige Souvenirs – mal mehr, mal weniger transportabel – gab es dann doch: hübsche, handgefertigte Holzkrüge und -fässer, Holzhocker und handbestickte Folkloretaschen. Alltägliche Dinge wie Taschenlampen, Batterien, Küchenmesser, Schrauben, Pizzaschaufeln und alles andere, was ein guter Haushalt braucht, gibt es auf dem Bauernmarkt von Zadvarje zu erstehen.
Schweinetransport Balkan-style

Kurioser Höhepunkt für Städter wie Dirk und mich war ein kleiner Viehmarkt, der sich an den restlichen Teil des Marktes in Zadvarje anschließt. Es roch natürlich tierisch dank der Kühe, Schweine und Schafe. Männer in Jogginganzügen handelten den Viehpreis aus, während ein niedlicher Esel dekorativ herumstand und gleichmütig unsere Fotografiererei über sich ergehen ließ. Ein Mann kaufte eines der Schweine, die auf der Ladefläche eines LKW feilgeboten wurden. Liebe Tierschützer, diesen Abschnitt bitte überspringen! Der Mann steckte das Schwein in einen Jutesack und dieser landete sogleich im offenen Kofferraum seines Autos. Der Sack quiekte und strampelte und wir schauten ganz schön blöd als noch ein zweiter Schweinesack dazukam und die beiden Säcke sich im Kofferraum wild bewegten. Arme Schweine. Wir trösteten uns mit dem Gedanken, dass die Schweine vermutlich nicht in einem riesigen Mastbetrieb landen, sondern ein schönes Leben auf einem kleinen dalmatinischen Bauernhof haben werden.

Gleich hinter dem Viehmarkt befindet sich ein Aussichtspunkt, der auch einen kurzen Stopp rechtfertigt, wenn gerade kein Markt in Zadvarje stattfindet. Von hier blickt man über ein zerklüftetes Plateau und die Schlucht, wo man in der Ferne den Gubavica-Wasserfall bewundern kann. Der Fluss Cetina fällt hier 40 m in die Tiefe. Weiter flussabwärts könnt ihr eine spannende Raftingtour mitmachen, was wir im Anschluss an den Marktbesuch auch ausprobiert haben.
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Der Markt von Zadvarje findet dienstags statt und ist auch als Zwischenstopp auf dem Weg zum Rafting oder als Abstecher von Omiš aus definitiv einen Besuch wert. Insgesamt sind es vom Hotel TUI BLUE Jadran in Tučepi ungefähr 30 km.