Mythos E-Bike, bei vielen Fahrrad-Enthusiasten verhasst, bei Gelegenheits-Fahrern und Pendlern beliebt. Eins steht fest: Deutschland ist E-Bike-Nation. Millionen wurden bereits verkauft und viele renommierte Hersteller haben hier ihr Zuhause. Grund genug der Sache mal auf den Zahn fühlen, und wo geht das besser als in den Alpen? Gesagt, getan. In der wunderschönen Steiermark in Österreich verbringen meine Mitbloggerin Miri und ich einen ganzen Tag auf einem elektronischen Drahtesel. Begleitet und angeleitet werden wir dabei vom passionierten Radfahrer und TUI BLUE Mountainbike Guide Markus.

Eine Frage der richtigen Einstellung
Nach ausgiebigem Frühstück im Hotel TUI BLUE Schladming gegenüber von der Planai, erwartet uns draußen schon Markus samt E-Mountainbikes. Der Fahrradguru hilft uns die Sättel einzustellen, unsere Helme zu richten und erklärt uns, wie die Bedienung des elektrogetriebenen Mountainbikes funktioniert. In der Mitte des Lenkers befindet sich eine Steuerungseinheit, die auf den ersten Blick an einen überdimensionierten, digitalen Tachometer erinnert. Ist es auch, aber darüber hinaus noch viel mehr, sagt Markus. So kann ich an meinem Bordcomputer nicht nur die Geschwindigkeit ablesen, sondern beispielsweise auch die Restlaufzeit des Akkus abfragen und den Unterstützungsgrad des Motors festlegen. Miri und ich belassen die Unterstützung auf einem mittleren Level, Markus deaktiviert seinen Motor erst einmal komplett und los geht’s!

Radeln in Schladming-Dachstein
Unser heutiges Ziel ist der steirische Bodensee in der Region Schladming-Dachstein. Hin und zurück erwarten uns rund 40 Kilometer Fahrstrecke inklusive Höhenmetern. Für jemanden wie mich, der nur gelegentlich eine verhältnismäßig kurze und flache Strecke zur Arbeit fährt, ist das nicht wenig. Daher bin ich gespannt, ob das E-Bike mich tatkräftig unterstützt. Kaum bin ich angefahren, schon merke ich die helfende Hand des Motors, der sich links neben den Pedalen befindet. Ich muss zwar noch selbst strampeln, aber es geht ungewohnt leicht. Gemütlich fahren wir auf unseren E-Bikes durch kleine Ortschaften und genießen den Ausblick auf alte Bauernhäuser mit dem beeindruckenden Dachsteinmassiv im Hintergrund – eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch.

Das E-Bike und die Höhenmeter
Nach etwa der Hälfte der Strecke erreichen wir im winzigen Örtchen Höhenfeld eine Weggabelung und Markus stellt uns vor die Wahl: Entweder ein leichterer, längerer Anstieg oder ein etwas beschwerlicherer, kürzerer Anstieg. Wir entscheiden uns für die beschwerlichere Variante, da im Umkehrschluss dann die umso spaßigere Abfahrt auf dem Rückweg länger dauert. Außerdem sollten die bevorstehenden Höhenmeter mit dem E-Bike doch kein Problem darstellen, oder etwa doch?

Nein, natürlich nicht. Miri und ich stellen unseren Motor geschwind auf volle Power und schon geht der anstrengende Aufstieg zum steirischen Bodensee einfach von der Hand beziehungsweise vom Fuß. Klar, ein bisschen mehr als im flachen Land müssen wir hier mit eigener Muskelkraft mitarbeiten. Ich kann euch aber sagen, dass ich diesen Anstieg mit einem herkömmlichen Fahrrad sicher nur schiebend geschafft hätte. Selbst Radprofi Markus stellt seinen Motor bei steilem Anstieg auf die geringste Stufe, um zumindest das merklich höhere Gewicht des E-Mountainbikes auszugleichen.

Genießen statt schwitzen
Wir passieren Weiden auf denen Kühe grasen, lassen uns die wohlig warme Sonne ins Gesicht scheinen und genießen das Alpenpanorama. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich auf einem gewöhnlichen Mountainbike verschwitzt, keuchend und kurz vorm Exitus den Berg hochkriechen. Das habe ich bereits auf einem Fatbike im Winter in den Alpen probiert und bin froh dieses Mal einer ähnlichen Tortur zu entgehen. Gelegentlich passieren wir in Windeseile sichtlich angestrengte Radler, die kein E-Bike ihr Eigen nennen. Ein wenig Mitleid habe ich dann schon. Aber E-Bike hin oder her, der atemberaubende Ausblick auf den steierischen Bodensee und die Landschaft ist jede Mühe wert.

Der See liegt auf einer kleinen Hochebene und wird flankiert von bewachsenen, in steilem Winkel aufsteigenden Felswänden. In der Ferne schlängelt sich ein tosender Wasserfall geschickt den Berg herunter. Ein bisschen erinnert das Szenario an Bruchtal aus den Herr-der-Ringe-Verfilmungen. Und wieder einmal fällt mir auf, wie wunderschön die Steiermark doch ist.

Stärken bei der Jause
Wir halten kurz an und knipsen einige Erinnerungsfotos bevor wir auf die andere Seite des steirischen Bodensees fahren. Hier lassen wir die Räder stehen und gucken uns den beeindrucken Wasserfall aus der Nähe an. Wer will, kann bis zu der Stelle weiter wandern, an der der Wasserfall ins Tal stürzt. Miri, Markus und mir knurrt allerdings der Magen und so kehren wir zurück zu unseren Rädern und genießen mit bestem Blick auf das Alpenpanorama eine traditionelle Jause (Brotzeit). Markus zaubert eine Leckerei nach der anderen aus seinem Rucksack hervor und wir futtern uns gemeinsam kugelrund.

Frisch gestärkt und etwas wehmütig kehren wir dem See den Rücken zu und machen uns auf den Weg zurück ins Tal. Dabei stelle ich fest, dass so ein E-Bike auch bei vollem Bauch eine durchaus praktische Erfindung ist. Wie zu Beginn mit Markus vereinbart, nehmen wir jetzt den längeren Weg ins Tal. Bis zurück ins Hotel sind es jetzt rund 20 Kilometer. Ein gutes Stück davon führt uns über Serpentinen zur bereits bekannten Weggabelung in Höhenfeld und es lohnt sich jeder Meter davon!

Mit Vollgas ins Tal
Zuerst auf langen, graden Strecken, dann um Kurven, rauschen wir ins Tal. Ich bin hochkonzentriert, denn bei dieser Geschwindigkeit kann jede Unaufmerksamkeit böse enden. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper und ich fahre mit Tunnelblick weiter bergab. Unversehrt im Tal angekommen, erkenne ich unschwer die gleiche Begeisterung über die rasante Abfahrt in den Gesichtern von Miri und Markus. Meist ist das der Teil einer Radtour, an dem ich das Mountainbike am liebsten sofort wegstellen und mich erholen möchte. Oftmals wartet dann allerdings noch die beschwerliche Heimfahrt. Das ist in diesem Fall nicht anders, allerdings erledigt das E-Bike die letzten, lästigen Kilometer fast wie von alleine.

Wieder im Hotel angekommen, sind alle immer noch happy über diesen wunderschönen Tag in den Alpen und mein Fazit zum E-Bike ist eindeutig: Es macht vieles leichter, wenn man es möchte oder Hilfe dringend benötigt. Die Einstellungsmöglichkeiten sind so vielseitig, dass sie jeden zufriedenstellen und ich möchte die Unterstützung eines Motors im Bedarfsfall nicht mehr missen! Wem das trotzdem noch zuviel Anstrengung ist, dem empfehlen wir, sich beim Mountaincart oder E-Gokart fahren auszutoben.