Heutzutage wirbt ja fast jeder damit, Geheimtipps zu haben. Meist sind die dann gar nicht so geheim, weil sie zusammengegoogelt oder aus dem Reiseführer abgeschrieben wurden. Ich habe eine Weile in der Nähe von Castelfalfi gewohnt, wo unser 5-Sterne-Hotel Il Castelfalfi entsteht, und für euch 7 Tagesausflüge zusammengeschrieben. Jeden einzelnen habe ich auf eigene Faust unternommen. Sie führen euch an die Orte abseits von Pisa, Florenz und Siena. Die Toskana hat wirklich alles zu bieten und es gibt sehr viel zu sehen. Hier also meine persönlichen 7 Geheimtipps für die Toskana:
1. Strand
Sollte es euch trotz der idyllischen Hügellandschaft ans Meer ziehen, so werden euch wahrscheinlich Marina di Cecina oder Marina di Pisa (je ca. 1 h Autofahrt) als Ausflugsziele genannt. Nicht schlecht dort, aber es lohnt sich 15 km mehr zu fahren und den Strand von „Marina di Torre del Lago Puccini“ nördlich davon anzusteuern. Hinter dem Zungenbrecher Marina di Torre del Lago Puccini verbirgt sich ein langer breiter Sandstrand, an dem es sogenannte Lidi mit Liegen- und Schirmverleih gibt, aber auch einen kostenlosen Strandabschnitt Richtung Norden. In dieser Richtung erheben sich auch die Apuanischen Alpen, die wie eine schroffe Hochgebirgswand beeindruckend am Horizont stehen. Die Apuanischen Alpen sind für sich noch mal ein Ausflugsziel der Extraklasse. Aber das ein anderes Mal.

2. Geothermische Aktivität in der Toskana
Ihr dachtet, so etwas gibt es nur in Island oder Neuseeland? Ich hatte ja versprochen, dass die Toskana alles hat. In Larderello, ca. 65 km südlich von Castelfalfi, haben wir uns erst mal erschrocken: Wer hat denn die Toskana mit einem Atomkraftwerk verschandelt? Die Kühltürme stammen in Wirklichkeit vom ältesten geothermischen Kraftwerk der Welt. In Larderello wird fast die Hälfte des Strombedarfs der Toskana durch Erdwärme erzeugt. Das kann man sich im interaktiven Museum im Ort anschauen und auch so manchen kochenden Tümpel (nicht reinfassen!). Fährt man durch die Gegend, raucht es aus Gestein und dampft es aus Maisfeldern – die Erde macht sich hier Luft. Die Toskana ist ein vulkanisches Gebiet und dem Monte Amiata, dem höchsten Berg der Toskana ganz im Süden, sieht man an seiner Kegelform an, dass er ein erloschener Vulkan ist (hier kann man übrigens im Winter Ski fahren).
3. Wanderung nach San Gimignano
Der Stadt der Türme könnt ihr euch auf einer entspannenden und wenig anstrengenden Wanderung nähern. Ich habe die schöne Wanderung selber zwei Mal gemacht und der Großteil des Weges geht bergab. Ihr startet an einem Abzweig auf halber Strecke zwischen Montaione und Gambassi Terme. Am besten lasst ihr euch zum Startpunkt hinbringen und in San Gimignano wieder abholen. Ab hier geht es ca. 15 Kilometer vorbei an Olivenhainen, Weinbergen, Zypressen und Erdbeerbäumen (Früchte sind essbar, schmecken aber nach Schaumstoff), immer mit den Türmen von San Gimignano als Wegweiser am Horizont. Wenn ihr schließlich die Altstadt des „Manhattan des Mittelalters“ erreicht habt, solltet ihr euch mit einem Eis auf der Piazza della Cisterna belohnen. Die Eisdiele dort war schon Eis-Weltmeister und das Eis hat auch wirklich Weltklasse geschmeckt!
4. Monteriggioni: Mittelalter pur in der Toskana
Auf dem Weg nach Siena (das ja definitiv kein Geheimtipp mehr ist) liegt das mittelalterliche Örtchen Monteriggioni. Es lohnt sich, von der Autobahn abzufahren und diesem ungewöhnlichen Ort einen Besuch abzustatten. Das Besondere an Monteriggioni ist, dass es noch komplett so aussieht, wie im Mittelalter: Alte Steinhäuser eingerahmt von einer kreisrunden Stadtmauer mit mehreren Türmen. Es gibt keine Neustadt außerhalb der Stadtmauern, die das Gesamtensemble verunstaltet. Das muss man heutzutage erst mal irgendwo finden! Obwohl es natürlich auch hier Souvenirläden und ähnliches gibt, ist es nicht überlaufen und man hat das seltene Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Auf dem Weg nach Siena definitiv einen Stopp wert!

5. Prato – Einmal Asien und zurück
Bekannt ist die Toskana für die Medici, die Uffizien, Chianti, Da Vinci… Aber wusstet ihr, dass sich in der Stadt Prato die größte Chinatown Europas entwickelt hat? Nur 15 Bahnminuten trennen Florenz von Prato, das schon von jeher ein Zentrum der italienischen Textilindustrie war. Chinesische Einwanderer arbeiten in den vielen Fabriken und haben damit die bereits totgeglaubte Textilindustrie neu belebt. Habt ihr euch schon mal über die vielen Louis-Vuitton-Taschen auf den Straßen Italiens gewundert? Nicht jede davon ist echt und diese kommen höchstwahrscheinlich aus Prato.
Es gibt hier zwar auch einen mittelalterlichen Stadtkern, aber die wahre Attraktion ist die Via Pistoiese, das Herz von Pratos Chinatown. Chinesische Friseure, Supermärkte, Metzgereien und einfach alles hier ist auf Chinesisch beschriftet. Wir waren in einem Restaurant, das als solches nicht mal gekennzeichnet war. Auf Gäste wie uns war man nicht vorbereitet, im Gastraum saßen nur Chinesen, die fröhlich vor sich hin qualmten (in Italien gilt ein Rauchverbot in Gaststätten) und chinesisches Fernsehen schauten. Die Speisekarte war uns rätselhaft und die Kellnerin und wir kamen sprachentechnisch nicht wirklich zusammen. Wir bekamen einen Feuertopf nebst Zutaten, die wir in einer würzigen Brühe gar gekocht haben. Es hat super geschmeckt und den Restaurantbesuch „authentisch“ zu nennen, ist eine Untertreibung. Wir haben eine Reise nach Asien gemacht, wie man sie schneller und günstiger in Europa nicht machen kann. Sicherlich gibt es in Prato auch chinesische Restaurants, die mehr Mainstream sind und weniger erklärungsbedürftig. Ein Besuch in Pratos Chinatown ist dennoch ein bizarres Erlebnis.

6. Fiesole – Die Wiege Florenz‘
Was es in Florenz gibt, weiß jeder. Wo die Wiege der florentinischen Kultur liegt, erfahrt ihr, wenn ihr vom Zentrum den Stadtbus nach Fiesole nehmt. Am Stadtrand oberhalb von Florenz liegt das von den Etruskern gegründete Fiesole, wo auch die Römer und die Medici Spuren hinterlassen haben. Hier könnt ihr ein römisches Theater und prächtige Stadtvillen sehen und natürlich habt ihr durch die Hügellage einen tollen Blick auf Florenz. Nach der Besichtigung könnt ihr gemütlich runter nach Florenz spazieren und auf dem Weg immer mal wieder einen Blick auf die Villen und Gärten der Reichen und Schönen erhaschen, die in Fiesole wohnen. Die Städte gehen nahtlos ineinander über und wenn ihr unten in Florenz angekommen seid… ach, ihr wisst schon selber, was es dort gibt.

7. Mercantia
Solltet ihr im Sommer nach Castelfalfi reisen, legt euren Urlaub auf Mitte Juli und besorgt euch Karten für das Straßentheaterfestival „Mercantia“ in Certaldo Alto. Die Stadt liegt eine halbe Autostunde von Castelfalfi entfernt. Lasst das Auto in der Neustadt im Tal stehen und nehmt die Standseilbahn nach Certaldo Alto. In der wirklich fantastisch erhaltenen mittelalterlichen Altstadt hat der Schriftsteller und Dichter Boccaccio („Decamerone“) das Licht der Welt erblickt. Seit 30 Jahren schickt das Festival „Mercantia“ für ein paar Nächte im Juli die Besucher auf eine Zeitreise.
Straßenkünstler aus aller Welt jonglieren, musizieren, rezitieren, zaubern, spucken Feuer und staksen auf Stelzen in venezianisch-angehauchten Kostümen durch das elektrisierte Publikum. Es ist wuselig, es ist laut, bunt, mystisch und zusammen mit der mittelalterlichen Kulisse von Certaldo Alto wird daraus ein unwirkliches Gefühl, so als hätte man das alles nur geträumt. Fast benebelt von dieser Explosion an Farben, Musik und Stimmen taumelt man nach ein paar Stunden durch die historischen Gassen und fühlt sich unwillkürlich auf einen Jahrmarkt zu Boccaccios Zeiten versetzt. Wie gesagt, nur für ein paar Abende im Jahr. Mit Kartenpreisen von 10 bis 20 Euro ist das ein sehr fairer Preis für solch ein Spektakel! Da möchte ich gerne nochmal hin.
Ich habe noch viele weitere Tipps, dadurch könnte ich praktisch einen Toskana-Reiseführer aus dem Gedächtnis schreiben. Bleibt also gespannt, welche Überraschungen diese traumhafte Region noch bereithält.
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Ohne Mietwagen kommt ihr in der Toskana nicht weit. Wenn es aber in eine größere Stadt in der Toskana gehen soll, fahrt zum nächsten Bahnhof, parkt das Auto in der Nähe des Bahnhofs und nehmt die günstige Regionalbahn nach Florenz oder Siena. Die Parkplatzsuche dort ist ein Albtraum und so schont ihr Geldbeutel und Nerven. Züge fahren häufig und brauchen auch nicht länger als das Auto.
Ich möchte so gern Toskana bewundern, war noch nie dort und auch allein ist schwierig zu reisen!!! Vielen Dank LG
Vielen lieben Dank für die tollen Tipps, da wird unser Toskanaurlaub das nächste mal sicher noch spannender ?
Bitteschön, sehr gerne! Viel Spaß im Urlaub!
Viele Grüße
Miri
Hallo Miri,
interessante Tipps. Monteriggioni und Fiesole habe ich auf meiner Toskana-Reise auch „entdeckt“ und erkundet, aber wenn ich noch mal die in Gegend kommen sollte, schaue ich mir auf jeden Fall die Chinatown von Prato ansehen. Das Straßentheaterfestival „Mercantia“ in Certaldo Alto klingt auch sehr interessant, aber dann müsste es ja auch terminlich genau passen. Mal schauen 🙂
Hallo Stefan, ich bin ganz neidisch. Ich würde auch gerne mal wieder in die Toskana. Mercantia solltest du dir auf jeden Fall anschauen!
Viele Grüße
Miri
Hallo Miri,
durch deinen Tipp waren wir am Sonntag beim Mercantia Festival! Atemberaubend!
Vielen lieben Dank
Hallo Andrea,
das freut mich sehr! euch noch einen schönen Urlaub und grüßt mir die Toskana.
Liebe Grüße
Miri
Wow, das sind wunderbare, abwechslungsreiche Tipps, die mal nicht auf den 300 anderen Empfehlungsseiten auftauchen, danke!! Fahren Ende August zum x-ten mal in die Toskana und werden bestimmt das ein oder andere Ziel ansteuern 🙂 Herzliche Grüße aus Oberbayern, Familie Huber
Hallo Familie Huber,
danke für das Kompliment! Viel Spaß euch in der Toskana und vielleicht schaut ihr ja auch mal in Castelfalfi vorbei 😉
Viele Grüße
Miri