Töpferkurs in der Toskana: Komm mal runter!

Ein Töpferkurs? Echt jetzt?! Nicht, dass ich mich nicht für Kunsthandwerk interessieren würde, aber denke ich an einen Töpferkurs, habe ich zuerst das Bild der eng umschlungen töpfernden Demi Moore samt Schauspielkollege Patrick Swayze aus der 90er-Jahre-Schnulze „Ghost“ vor Augen. Aww, wie romantisch… ? Mit dieser Einstellung („Das ist nichts für echte Männer!“) und einem überschaubaren Maß an Vorfreude, nahm ich an einem Töpferkurs in der Toskana teil. Eins vorab, ich wurde eines Besseren belehrt!

Catia die Künstlerin

Nach Paragliding, Mountaincart und Rafting also ein Töpferkurs, oookay. An einem sonnigen Nachmittag machen Miri und ich uns gemeinsam vom Hotel auf den Weg in das mittelalterliche Borgo des beschaulichen Örtchens. Normalerweise findet der Töpferkurs an der frischen Luft im bezaubernden Ambiente des mittelalterlichen Medici-Gartens statt. Da es heute jedoch sehr heiß und drückend ist, treffen wir uns mit Töpfermeisterin Catia kurzerhand in ihrem angrenzenden Studio. Catia begrüßt Miri und mich herzlich und zeigt uns zuerst einige ihrer Werke auf der Ausstellungsfläche im Erdgeschoss. Catia ist Mittfünfzigerin und hat einen Abschluss des „Istituto d’Arte di Firenze“, einer Kunsthochschule in Florenz. Bereits kurz nach Abschluss ihres Studium 1985, begann sie mit der sogenannten „Colombino“-Technik zu experimentieren, die sie bis heute primär für ihre Kunst einsetzt. Die Künstlerin formt dabei zuerst eine Rolle aus Ton, welche dann mit wenigen, geübten Handgriffen zu kleinen Schnecken, Blumen, Schleifen usw. verwandelt wird. Danach werden die dekorativen Verzierungen beispielsweise auf Vasen und andere Gefäße aufgebracht.

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Meisterin Catia in ihrem Element

Ran an die Wurst!

Nach dieser kurzen Erklärung bittet uns Catia ins obere Stockwerk ihres Studios und der Töpferkurs beginnt. Wir starten mit einer kleinen Schale, die von der Form an einen Aschenbecher erinnert. Catia holt zuerst einen großen, würfelförmigen Block aus Ton hervor, von dem sie mehrere Scheiben abschneidet. Hierfür benutzt sie einen zwischen zwei Holzstäbe gespannten Draht. Jetzt sind wir dran! Die Meisterin reicht Miri und mir den Ton, aus dem wir mit einer Form einen Kreis ausstechen. Der Kreis dient als Boden der Schale. Nun formen wir eine dünne Wurst, die kreisrund am Rande des Bodens angebracht wird. Im nächsten Schritt demonstriert Catia, wie sie den Ton zu einer kleinen Schnecke modelliert. Ich nehme mir ein Stück Ton und Rolle es mit der flachen Hand auf dem Tisch zu einer Wurst. Aber aufpassen, diese darf nicht dünner als 0,5 Zentimeter sein, da sie sonst brüchig wird. Gar nicht so leicht!

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Miri rollt fleißig den Ton

Von Schnecken und Schleifen

Nach wenigen Anläufen gelingt es mir eine Schnecke zu formen, die nicht gleich wieder in sich zusammenfällt. Als Nächstes befestige ich das kleine Kunstwerk mit Wasser an dem kreisrunden Unterteil. Wow, das macht ja Spaß! Akribisch arbeite ich an weiteren Schnecken und m-förmigen Schleifen, die ich abwechselnd auf dem Boden aneinanderreihe. Dieser Vorgang wiederholt sich solange, bis der Kreis geschlossen ist. Im Anschluss forme ich eine weitere dünne Rolle, die als oberer Rand der Schale befestigt wird. Abschließend werden die einzelnen Elemente von Innen mit Ton verbunden, dazu benutze ich ein kleines Modellierwerkzeug aus Plastik. Fertig ist mein erstes Kunstwerk aus dem Töpferkurs! Na ja, noch nicht ganz, denn der Ton muss nun erst einige Tage unter der toskanischen Sonne trocknen. Hierauf kann das Gefäß dann etwa sechs Stunden bei bis zu 950° Celsius gebrannt werden und erhält seine typische, rote Färbung.

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Unsere ersten Ergebnisse! Naaa ja…

Ton aus der Toskana

Auch unser nächstes Werk im Töpferkurs fertigen wir aus dem – aus der Toskana stammenden – Ton. Catia reicht Miri und mir dazu zwei kleine Schüsseln mit breitem Rand in einer vorgefertigten Form. Unsere Aufgabe ist es, den Rand mit weiteren Schleifen, Schnecken und anderen Mustern zu gestalten. Zu meiner Überraschung bin ich mittlerweile nahezu tiefenentspannt, der Töpferkurs hat etwas Meditatives! Mit sehr viel Ruhe modelliere ich weitere Formen und bringe sie wie zuvor mit Wasser an die kleine Schale an. Doch leider geht mein Plan nicht auf und am Ende entsteht eine relativ große Lücke, die aber trotzdem zu klein für zwei weitere Schleifen ist. Ohne Umschweife formt die Töpferin eine Blume, die perfekt in die Lücke passt und fertig ist mein zweites Kunstwerk an diesem Tag. Catia lobt Miri und mich anerkennend und wir starten mit der letzten Aufgabe im Töpferkurs.

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Schleifen rollen und auf der Schale drapieren

Malen im Töpferkurs

Die Kursleiterin gibt uns die Wahl zwischen verschieden großen und bereits verkaufsfertigen Tellern. Was wir damit machen sollen? Sie bemalen! Dazu haben wir die Auswahl aus verschiedenfarbigen Farbpigmenten und verschiedenen dünnen sowie dicken Pinseln. Vermischt man die pulverförmigen Pigmente mit Wasser, entstehen – je nach Verdünnungsgrad – unterschiedlich intensive Farbtöne. Meine Wahl fällt anschließend auf einen kleinen Teller und die Farbe blau. Da ich mittlerweile richtig Freunde an der Arbeit und die notwendige Ruhe habe, versuche ich das TUI BLUE-Logo zu gestalten. Ich male es hierfür mit einem Bleistift direkt auf und bemale den Teller danach rund um das Symbol blau aus. Um die Farbe nach außen hin blasser erscheinen zu lassen, tupfe ich sie ungleichmäßig mit einem Schwamm auf. Auch der Teller muss anschließend trocken und wird dann im Ofen gebrannt. Das Graphit des Bleistifts wird dabei abplatzen und den Blick auf ein hoffentlich weißes Logo freigeben.

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Volle Konzentration! Hierbei komme ich erstaunlich gut runter

Das war’s schon! Die Zeit ist verflogen, genauso wie meine Vorurteile gegenüber dem Töpferkurs. Ich habe heute viel über das Handwerk gelernt, konnte mich bei den unterschiedlichen Übungen gut entspannen und bin sehr stolz auf die Ergebnisse meiner Arbeit. Auch Miri hat der Töpferkurs ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Wir können es kaum erwarten, die fertig gebrannten Kunstwerke in unseren Händen zu halten. Zum Schluss bedanken uns bei Töpfermeisterin Catia und verabschieden uns bis zum nächsten Mal!

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Fast fertig! Nach dem Brennen springen Grafit und überflüssige Farbe vom Teller ab

Übrigens, wenn ihr nur kurze Zeit zu Gast in Castelfalfi seid und eure Meisterwerke bis Urlaubsende nicht gebrannt werden können, schickt Catia sie euch liebend gerne per Post in die Heimat!

Titelbild © alfa27 – fotolia.com

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